DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN 27.06.2011 „Prototypen, Urwesen“ - Werke von Frank Schauseil und René Weigel in der Kunstgalerie am Weißen Hirsch Weigel (geb. 1973 in Dresden) findet seine Motive in der Stadt, auf Bahnsteigen und in Unterführungen, im Verkehrsmittel, in der Bierbar oder im Café in einem besonderen Augenblick der Begegnung. Seine Portraits machen  Schwächen, Aggressionen und Affekte, aber auch Menschlichkeit sichtbar. Manche von ihnen sind Visionen oder in Allegorien verschlüsselte und auf Mythen anspielende Momentaufnahmen, die dem Maler beim Anblick eines Gesichtes kommen, wie ein Kopf mit einem Geweih, Taube, Windmesser oder Buch. Die Arbeit am Portrait ist zugleich eine Arbeit mit dem eigenen Selbst, indem der Künstler Veränderungen an sich wahrnimmt, die auf die Befindlichkeiten des Gegenübers antworten. Hat sich ein Eindruck verfestigt, entsteht das Werk in kürzester Zeit beinahe automatisch. Weigel liest in Gesten und im Gesichtsausdruck, die der begegnende Mensch ihm anbietet, und tastet sich danach wie bei einem Phantombild an das wirkliche Gesicht heran. In seinen Portraits ist das breite Spektrum der Charaktere versammelt. Weigel reduziert sie auf „Prototypen“: Da ist der mit den beiden Handys als Scheuklappen, dort ist die freudig Bewegte, die ihrem aufgeregten Herzschlag lauscht, die Stille, die traurig nach unten blickt, der Zeichensuchende, der zaghaft und neugierig den Kopf hebt, die Zynisch - Selbstbewusste, die beiden, die aufeinander losgehen, der Schreiende, der den Aufstand probt, die versunkene Sinn- sucherin, das Versteckspiel der Masken, die sich der Ekstase Hingebende. In einer aus vier mal vier großen Tafeln bestehende Serie seiner Menschenerkenntnisse reihen sich immer wieder neue und andere Gesichtsformen. In einigen Bildern herrschen Symbolisches und Allegorisches wie bei dem Gesicht mit Fisch („Geburt“, eine Anspielung auf den biblischen Jonas), die den Anfang des menschlichen Lebens verkörpert. Heinz Weißflog